Abstracts / Referenten
Essen hat zum einen eine funktionale Komponente – wir brauchen Proteine, Fett, Kohlenhydrate, Wasser und anderes mehr zum Überleben. Essen hat zum anderen auch eine soziale und kulturelle Komponente. Die schon pränatal erlebten ersten (und unterschiedlichen) Geschmackserfahrungen werden postnatal verfeinert und langsam gefestigt. Neben den unterschiedlichen Geschmackserfahrungen erleben Säuglinge auch schon früh die jeweiligen soziokulturellen Einflüsse. Können sie trinken, wann immer sie möchten, folgen ihre Mahlzeiten einem festen Zeitplan, der nur entwicklungsgemäß adjustiert wird, oder findet Essen vor allen Dingen dann statt, wenn die Familie zusammenkommen kann? Welchen Einfluss haben Mangel oder Fülle auf das Füttern von Säuglingen, bekommen Jungen und Mädchen das gleiche Essen und ähnlich große Portionen? Nahrungsaufnahme ist eng mit unserer sozialen und kulturellen Umwelt verwoben und dies führt dazu , dass Eltern je nach ihrer sozialen und kulturellen Umwelt sehr unterschiedliche Konzepte zum Füttern von Säuglingen und Kleinkindern haben.
Prof. Dr. Birgit Leyendecker

- Professorin für Entwicklungspsychologie
- Leitung der Fakultät für Psychologie der Ruhr Uni Bochum das Zentrum für Familienforschung.
- Forschungsschwerpunkt (neu-) zugewanderte Familien und ihren jungen Kinder
Ist eine orale Nahrungsaufnahme krankheitsbedingt bei Säuglingen und Kindern nicht oder nicht in ausreichendem Maße möglich, z.B. im Rahmen einer Pädysphagie oder bei einer komplexen chronischen Erkrankung des Kindes, so kann dies zu einer Dystrophie mit entsprechenden Folgestörungen führen.
In diesen Fällen ist eine enterale Ernährung über eine Ernährungssonde erforderlich, um eine altersgerechte Flüssigkeits- und Nährstoffzufuhr bzw. Medikamentengabe zu gewährleisten.
Dabei unterscheidet man prinzipiell zwischen einer nasogastralen Sonde (NGT) oder einer perkutan eingelegten gastralen/jejunalen Sonde (PEG/PEJ).
Der Vortrag erläutert die Vorteile und Indikationen der unterschiedlichen Ernährungssonden, ebenso wie die Kontraindikationen und möglichen Komplikationen. Er diskutiert Entscheidungshilfen beim Wechsel von einer NGT auf eine PEG. Anhand von Fallbeispielen beleuchtet er die Situation des Patienten und stellt das konkrete Vorgehen auch praktisch dar.
Angela Salm

Dr. med. Elisabeth Walch

- Logopädin
- Castillo Morales®-Lehrtherapeutin
- Systemische Beraterin für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern
- Charité – Universitätsmedizin Berlin, Sozialpädiatrisches Zentrum Neuropädiatrie/Entwicklungsneurologie/Neonatologie


- Fachärztin für Kinderheilkunde mit SP Neuropädiatrie
- Schwerpunkte: Frühgeborenen-follow-up der VLBW-FG Entwicklungsneurologie
- Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus-Virchow Klinikum, Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ), Abteilung Neuropädiatrie/Neonatologie
Die moderne Medizin schafft seit Jahren Großartiges in der Neonatologie: Frühgeborene mit extrem niedrigem Geburtsgewicht und Gestationswoche können heute überleben und irgendwann mit ihren Eltern nach Hause gehen. Frühgeborene sind auf diesem Weg jedoch vielen notwendigen, aber traumatischen Erfahrungen ausgesetzt, viele davon im Gesichts- und Mundbereich, wie bspw. das Legen von Sonden und Absaugen. Einen großen Stellenwert nimmt die Trinkentwicklung der Frühgeborenen ein. Bedingt durch eine unreife Atem- Saug- und Schluckkoordination und häufig kurze Wachheitsphasen können Frühgeborene zunächst nicht vollständig oral ernährt werden, sondern benötigen zusätzlich eine Versorgung über nasogastrische Sonde. Das Stillen und / oder das Trinken aus der Flasche wird mit zunehmender Reife und Erfahrung der Frühgeborenen erlernt. Im Prozess der Trinkenlernens steht jedoch schnell die „Quantität“ des Trinkens im Fokus. Häufig entscheidet die selbständig geschaffte Trinkmenge über das Ziehen der nasogastrischen Sonde und somit über den Zeitpunkt einer möglichen Entlassung nach Hause. Dies erhöht den Druck auf Eltern und Pflege, Frühgeborene „erfolgreich“ zu füttern.
Dr. rer. medic Nicole Hübl

- Dipl. Lehr- und Forschungslogopädin
- Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie
Wenn ein Kind nicht ausreichend essen kann und das Füttern als extrem schwierig erlebt wird, geraten Eltern, zumeist die Mütter unter extremen Druck. Schließlich geht es um das Überleben und die Gesundheit des Kindes, sowie seine richtige Ernährung. Nicht selten findet übergriffiges Verhalten statt. Die Mütter, manchmal auch die Väter, wirken verzweifelt und überfordert. Berater*innen und Therapeut*innen neigen dazu, schnell herauszufinden, was die Eltern besser machen könnten. Das Füttern eines Kindes findet immer in der Beziehung als ein Miteinander statt, so dass entsprechende Ratschläge beschämend sein können und ggf. den Druck weiter erhöhen. Wie lassen sich stattdessen Momente des Miteinanders, der gemeinsam geteilten Aufmerksamkeit und Freude wiederfinden und ausbauen? Eine Möglichkeit bieten kurze Videoaufnahmen, aus denen man einen solchen Moment als „EinPrimaBild“ heraussucht und mit den Eltern bespricht. Ein solches Bild zur Verfügung zu haben, erleichtert und ermutigt die Eltern, auch wenn das Füttern ein herausforderndes Thema bleiben sollte.
Dr. Mauri Fries

- Dipl. Psychologin
- HP-Psychotherapie
- Systemische Familienberatung und Supervision
- Somatic-Experiencing (SE)® Practioner
- Fort- und Weiterbildung „Frühe Kindheit“
- Praxis in Leipzig
Schlucken ist ein hochkomplexer Prozess, an dem viele Hirnnerven und Muskeln beteiligt sind. Er lässt sich in unterschiedliche Phasen einteilen, die reibungslos aufeinander abgestimmt sein müssen, um ein problemloses Abschlucken von Speichel, Flüssigkeit und fester Kost zu gewährleisten. Viele Faktoren können dazu beitragen, dass dieser erst willkürlich und dann automatisiert ablaufende Prozess nicht richtig funktioniert und es zum Verschlucken, Erbrechen, Würgen oder anderen Symptomen kommt. Gerade bei Kindern mit Fütterstörung und / oder Sondendependenz ist es daher zu Beginn einer Therapie extrem wichtig, zu überprüfen, ob der Schluckvorgang rein physiologisch möglich ist oder ob hierbei Beeinträchtigungen vorliegen – dies ist häufig herausfordernd, da sich die Symptome einer kindlichen Dysphagie und einer Fütterstörung oft ähneln.
Der praxisnahe Vortrag erläutert daher zum einen Physiologie und Pathophysiologie des Schluckablaufs und zeigt Kriterien zum Vorliegen bzw. zur Abgrenzung einer kindlichen Dysphagie auf. Des Weiteren werden Möglichkeiten zur weiterführenden apparativen Dysphagiediagnostik erläutert und diskutiert, die mitunter erforderlich sind, um Aspirationsgeschehen nachzuweisen bzw. auszuschließen und damit Folgen wie z. B. Aspirationspneumonien zu verhindern.
Tina Brodisch

- Logopädin
- Trageberaterin
- Castillo Morales®-Lehrtherapeutin
- logopädische Leitung der Dysphagiesprechstunde für Säuglinge, Kinder und Jugendliche
- Klinik für Kinder und Jugendliche am Klinikum Fürth
Säuglinge und Kinder mit den unterschiedlichsten Störungsbildern können aus ebenso unterschiedlichen Gründen eine Fütterstörung entwickeln. Die therapeutische Begleitung, Bildung und Behandlung der Kinder stellt eine große Herausforderung dar. Fragen und Bedürfnisse der Bezugspersonen bedürfen einer individuellen und sensiblen Beantwortung.
Für die ganzheitliche Betreuung sind Behandlungskompetenz, Beratungskompetenz und Selbstreflektionskompetenz von hoher Bedeutung. Der Entwicklungsverlauf eines Kindes mit Essstörung stellt sich individuell ganz unterschiedlich da. Gerne stelle ich den Entwicklungsverlauf eines Kindes vor.
Sabine Stehmeier, BA, IBCLC

- Kinderphysiotherapeutin
- CastilloMorales®- Therapeutin
- Laktationsberaterin
- Kindheitspädagogin
- Praxis in Rheinfelden, Schweiz
Prof. Dr. M. Dunitz-Scheer & Prof. Dr. P. Scheer (beide Pädiater und Psychotherapeuten) leiteten von 1983 bis 2016 die Abteilung für Psychosomatik & Psychotherapie an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz, Österreich. Ab 1986 entwickelte sich dort ein ganz neuer klinischer Schwerpunkt für die Herausforderungen von a) immer jüngeren, meist organisch gesunden Kleinkindern mit bizarren und hochselektivem Essverhalten und b) medizinisch fragilen kleinen Patienten nach Intensivpflege mit oft vollständiger Essentwicklungsverzögerung und oraler Blockade durch Sondendependenz. Nebst der Notwendigkeit einer validen diagnostischen Zuordnung für die Vielfalt frühkindlicher Essverhaltensweisen galt das besondere Interesse der oralen Entwicklung extrem frühgeborener und intensivmedizinisch behandelter Säuglinge und Kleinkinder und deren Beeinflussung durch enterale Ernährung. In diesem Kontext wurde das „Grazer Modell“ zur Sondenentwöhnung entwickelt und erfolgreich publiziert.
Für ausländische Patienten war die Organisation wie auch Finanzierung eines Aufenthaltes an die Grazer Kinderklinik schwierig oder unmöglich. Dank des Internets und der Erleichterung der Herstellung diagnostisch und therapeutisch nutzbarer Videoanalysen entwickelte sich seit 1989 zusätzlich eine hoch effektive telemedizinische Online Variante des Grazer Modells (Netcoaching) mit welcher Kinder zuhause ebenso erfolgreich und oft rascher und ohne Risiko einer nosokomialen Infektion von der Sonde entwöhnt werden können.
2009 wurde dann die gemeinnützige Organisation „NoTube“ als telemedizinisches Start-up und Spin-off der MUG (medizinischen Univ Graz) gegründet, welche heute neben verschiedenen online Programmen in English, Deutsch und Französisch seit 2015 nun auch eine Esslernschule in Graz anbietet, welches seit 2019 nun ein zertifiziertes Ambulatorium geworden ist (www.notube.com). So gibt es bis heute weltweit kein Zentrum mit höheren Fallzahlen sondendependenter Kleinkinder (ca 200/Jahr) und einer stabilen Publikationstätigkeit.
So können zwei essenzielle Ansätze identifiziert werden: Einerseits bei gesicherter Kenntnis der medizinischen Diagnosen das Kind durch eine streng individuell supervidierte (24/7/365) Reduktion der enteralen Ernährung (ENS, enteral nutrition support) erstmals Hunger verspüren lassen (somatischer Ansatz) und andererseits die Autonomie der Kindes und seine sich entfaltenden oralen Kompetenzen stärken (entwicklungspsychologischer Ansatz). Für einen nachhaltigen Erfolg muss letztlich beides auch von den Eltern erkannt, verstanden und im täglichen Alltag umgesetzt werden.
Dr. med. Elisabeth Beckenbach

- Assistenzärztin in Weiterbildung Pädiatrie im Hauner´schen Kinderspital (LMU), Klinikum der Universität München
- Wissensch. Mitarbeit im Projekt Sondendependenz/-entwöhnung, Universitätskinderklinik Graz
- Medizinische Beratung, Notube, Graz
Die Erforschung der Entwicklung des normalen und des gestörten Essverhaltens ist in den letzten 20 Jahren sträflich vernachlässigt worden. Während sich die Berichte über die Zunahme von Sondendependenz und von Fütterstörungen gehäuft haben, bleibt die Frage nach dem „Warum“ weitgehend ungeklärt. Dass Kinder, die intensivmedizinisch versorgt wurden, besonders häufig von Störungen des Essverhaltens betroffen sind, ist bekannt. Um zu verstehen, wie sich aus einem Risiko eine Störung entwickelt, ist ein Prozessmodell erforderlich, welches in diesem Vortrag vorgestellt werden soll. Der Entwicklungsprozess wird auf vier Ebenen analysiert:
Dr. rer. nat. Markus Wilken
- Der Pfad wird verlassen: Aufgrund von fehlenden Entwicklungsimpulsen, Entwicklungswiderständen oder traumatischen Zusammenbrüchen kommt es zur Entgleisung der Essentwicklung.
- Das Nervensystem schlägt zurück: Aufgrund des daraus entstehenden Bedrohungserlebens, werden Nervus vagus Schaltkreise aktiviert, die Flucht, Kampf und Erstarrungsverhalten aktiveren und damit die orale Funktion hemmen.
- Der Erleben zerfällt: Das Erleben des Kindes organisiert sich auf fünf Ebenen: Sensumotorik, Wahrnehmung, Handlungsabfolge, Affekt und Rahmung. Diese sind in der Esssituation durch Abwehr, negative Affekte und Auseinanderbrechen des Erlebens gekennzeichnet.
- Nicht nährende Beziehung: Zwischen Eltern und Kind kommt es zu Fehlabstimmung, da das Verhalten des Kindes nicht dem intuitiven Elternprogramm entspricht und die Eltern häufig traumatisiert sind.

- Dipl. Psychologe
- Institut für Sondendependenz, Mülheim an der Ruhr
Fütterstörungen sollten in ihrer Ätiologie immer im Kontext familiärer Gefüge und Beziehungen betrachtet werden. Eltern übernehmen eine wesentliche Rolle bei der Ernährung ihrer Kinder, entsprechend fällt ihnen auch eine zentrale Rolle im therapeutischen Team zu. Der erfolgreiche Einbezug der Eltern ist ein zentraler Erfolgsfaktor für den langfristigen Verlauf einer Behandlung frühkindlicher Fütter- und Essstörungen. Das elterliche Vertrauen und ihre Veränderungsbereitschaft sollten deshalb wichtige Therapieziele im Rahmen eines interdisziplinären Behandlungssettings sein.
Im Vortrag wird die Rolle der Eltern-Kind-Beziehung, aber auch elterlicher Belastungsmerkmale bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von frühkindlichen Fütter- und Essstörungen beleuchtet. Auf der Basis aktueller Forschungsarbeiten zur beziehungsfocussierten Eltern-Säuglings/Kleinkindbehandlung werden die wichtigsten therapeutischen Techniken vorgestellt und anhand von Fallbeispielen illustriert.
Dr. rer. nat. Margarete Bolten

- Diplom Psychologin
- Master of Advanced Studies (MAS) in kognitive-verhaltens-therapeutischer Therapie
- Psychotherapeutin und Forschungsmitarbeiterin Co-Leitung Säuglingssprechstunde und Kompetenzzentrum Fütterstörungen Psychologin Neonatologie
- Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel
- Klinik für Kinder und Jugendliche (UPKKJ), Basel Schweiz
- Universitätskinderspital Beider Basel (UKBB), Basel Schweiz
Dank der Weiterentwicklung in der medizinischen Technik und in der Betreuung, überleben immer mehr Früh- und Risikogeborene. Zum Teil zeigen sich große Probleme beim Füttern auf der Intensivstation und die Säuglinge werden mit Sonde nach Hause entlassen. Oft entstehen auch nach einer zunächst stabilen Phase, in den ersten Wochen nach der Entlassung, Schwierigkeiten beim Füttern.
Häufig steht hinter der Störung des Essverhaltens eine frühkindliche Traumatisierung. Wir betrachten die Nahrungsverweigerung als Ausdruck der emotionalen Belastung durch die Erkrankung, als auch deren intensivmedizinische Behandlung.
Belastungen werden von Säuglingen individuell verarbeitet. So wie diese Belastung individuell verarbeitet werden, muss auch die Therapie individuell gestaltet werden. Dabei haben sich vier Wirkfaktoren in unserer Arbeit als zentral herausgestellt:
Maximilian Hesse, BSc
Antonia Maria Jockenhöfer
- An den Bedürfnissen des Kindes anknüpfen
- Das Nervensystem in Einklang bringen
- Zerbrochene Interaktionskreise schließen
- Eine nährende Beziehung aufbauen

- Psychologe
- Institut für Sondendependenz, Mülheim an der Ruhr

- Diplom Heilpädagogin, Systemische Kinder-, Jugend- und Familienberaterin
- Institut für Sondendependenz, Mülheim an der Ruhr
Viele Neonatologien haben ihr räumliches Setting und ihr Vorgehen in der Versorgung Frühgeborener bereits erfolgreich an die entwicklungsfördernde Betreuung angepasst. Die Begleitung der Trinkentwicklung ist ein wichtiger Bestandteil dieser Versorgung. Frühgeborene zeigen spezifische Probleme beim Stillen und / oder Trinken aus der Flasche aufgrund ihrer unreifen Atem-, Saug- und Schluckkoordination und können sehr schnell beim Füttern überfordert sein. Positive Erfahrungen können bereits durch das Kennenlernen der Brust im Rahmen des Känguruhens gemacht werden. Dem Stillen soll und muss eine hohe Bedeutung mit viel Zeit und Raum und viel Anleitung gegeben werden. Beim Füttern mit der Flasche benötigen Eltern ebenfalls eine intensive Anleitung, damit sie ihr Kind signalorientiert bzw. co-reguliert füttern können. Der Fokus sollte stets auf der Qualität des Trinkens liegen und nicht auf der Quantität. Letzteres führt schnell zu einer immensen Überforderung der Frühgeborenen, die auch nach Entlassung langfristig anhalten kann und sich auf die weitere Trink- und Essentwicklung negativ auswirken kann.
Dr. rer. medic Nicole Hübl

- Dipl. Lehr- und Forschungslogopädin
- Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie
Das Kind mit Sonde auf seinem Weg zum Essen zu begleiten ist ein multifaktorieller Prozess, in den das Kind, seine Familie, sein Umfeld und viele Fachkräfte eingebunden sind. Es geht nicht nur darum, die für das Essen notwendigen Funktionen (wieder) zu stimulieren und aktivieren, sondern auch darum, die Ressourcen des Kindes und seiner Umgebung zu sehen. Kommunikation und Beziehung, Motivation, Umfeldgestaltung, Positionierung… welche Möglichkeiten kann das Castillo Morales®-Konzept für die umfassende Betreuung eines Kindes mit Sonde und seiner Familie bieten. Was sind die therapeutischen Ansätze im Konzept, welche anthropologisch - philosophischen Grundlagen stehen dahinter.
Angela Hoffmann-Keining
Christiane Türk

- Logopädin
- Castillo Morales®-Lehrtherapeutin
- AHK Logopädie, Rodgau

- Logopädin
- Castillo Morales® –Lehrtherapeutin
- Sozialpädiatrisches Zentrum Frankfurt – Höchst
Seit 2009 wird das „Grazer Modell zur Sondenentwöhnung“ von einem multidisziplinären Team im außerklinischen Setting angewandt. Das Netcoaching Programm bietet PatientInnen aus der ganzen Welt die Möglichkeit, eine medizinisch und therapeutisch supervidierte Entwöhnung im häuslichen Umfeld durchzuführen. Bisher haben bereits > 650 Kinder erfolgreich an diesem Programm teilgenommen.
Die „Esslernschule“ bietet seit 2013 ein kombiniertes Setting aus zweiwöchiger Intensivtherapie im kindgerechten Rahmen und telemedizinischer Nachbetreuung für Kinder zur Sondenentwöhnung und zur Behandlung frühkindlicher Fütter- und Essstörungen, bereits >350 Familie aus >20 Ländern sind hierfür nach Graz gereist. Im multidisziplinären Team wird in drei Sprachen (Englisch/Deutsch/Französisch) in kindgerechter Atmosphäre mit der gesamten Familie gearbeitet bevor der Übergang nach Hause über internetbasierte Kommunikation begleitet wird.
Präsentiert werden die Erfahrungen aus 10jähriger Arbeit, die (Langzeit)-Ergebnisse beider Behandlungsformen, die Einschränkungen und Stärken der Behandlungsmethoden.
Mag. rer. nat. Dr. scient. med. Sabine Marinschek
Mag. rer. nat. Dr. scient. med. Karoline Pahsini

- Klinische und Gesundheitspsychologin
- wissenschaftliche Mitarbeiterin
- Kinder-, Jugend und Familienpsychologie & Psychologische online-Beratung
- NoTube – Interdisziplinäres Therapiezentrum für Ess- und Fütterstörungen, Graz

- Klinische und Gesundheitspsychologin
- wissenschaftliche Mitarbeiterin
- Kinder-, Jugend und Familienpsychologie & Psychologische online-Beratung
- NoTube – Interdisziplinäres Therapiezentrum für Ess- und Fütterstörungen, Graz, Österreich
Mit der Zunahme von Sondendependenz bei Säuglingen und Kleinkindern ist auch die Zahl der therapeutischen Angebote gewachsen. Sowohl im ambulanten als auch im stationären Setting werden Familien beim Übergang von der Sonde zur oralen Ernährung begleitet, mit verschiedenen Methoden, Frequenzen der Behandlung und auch unterschiedlicher Wirksamkeit.
Diese Wirksamkeit ist Voraussetzung dafür, dass ein Behandlungsansatz verfolgt, ein Setting präferiert bzw. unterstützt werden kann. Um der Frage nachzugehen, welche Therapie besonders wirksam ist, wurden 12 Studien der letzten 20 Jahre zu diesem Thema ausgewertet. In dieser Analyse zeigte sich, dass eine home-based Therapie wirksamer war, als stationäre Therapien und ambulante Therapien. Als Methode war ein beziehungsorientiertes Vorgehen wirksamer, als eine Trennung von Eltern und Kind. Die Frequenz der Intervention hatte ebenfalls einen Einfluss auf das Therapieoutcome. Die Daten werden im Rahmen des ersten Teils des Vortrags dargestellt.
Im zweiten Teil des Vortrags werden Wirkfaktoren innerhalb der Therapie dargestellt. Kinder mit Sondendependenz und deren Eltern brauchen eine Begleitung, die an Ihren Bedürfnissen anknüpft. Die Beziehung zwischen Eltern, Kind und Therapeut steht dabei im Mittelpunkt der Bedürfnisvermittlung. Denn wenn die Bedürfnisse der Familien verstanden und beantwortet werden, öffnet sich ein Raum für die Veränderung des Essverhaltens.
Dr. rer. nat. Markus Wilken

- Dipl. Psychologe
- Institut für Sondendependenz, Mülheim an der Ruhr